Die folgenden Philo-Sprüche haben uns durch die Semester begleitet und
waren Sprungbrett und Resonanzboden für die Diskussion. Jeder Spruch schließt für sich eine Welt auf! Haben Sie Freude an den Anregungen zum Mitdenken.

 

„Der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung.“ (Herder)

Wir fragen: Wann war das? Antwort: Als er aus selbstverschuldeter Unmündigkeit herausfand und  mündig wurde. (Kant) Bedingung: Eine Kultur der Aufklärung. Die wollen
wir fördern. Das „Wann“ geht tiefer:

„Der Mensch ist geschaffen, damit ein Anfang sei.“ (Augustinus)

Augustinus macht klar, dass der Saltomortale von der Ewigkeit in die Zeit verbunden ist
mit dem Ende: Der Mensch hat ein Bewusstsein, dass er sterblich ist. Damit haben wir uns mit Bierie auseinandergesetzt: „Eine Art zu leben.“

Ernst Bloch beginnt seine Vorlesung:

„Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir.“

Ich bin. Aber ich habe mich nicht: Darum mache ich ein „Selfie“:  Wer seine Entwurfschance als Mensch mit dem Gerät still stellt, vergisst im Narzissmus den Zukunftsentwurf. Mit
Botox kann man die Würde der Zeit nicht einholen. Dazu Kilroy in der FAZ vom 22.9.2014: „Der Kameramann wählt die Totale, ohne zu wissen, dass es das Ganze nicht gibt.“ Was der Kameramann nicht weiß:

„Es gibt keine Grenzen, aber du kannst welche ziehen!“ (nach Wittgenstein)

Wenn Sie aus dem Arbeitsstress in die Natur gehen, treffen Sie in Hamburg immer auf Zivilisation. Nur in Hamburg? Wo fängt die Elbe an und wo hört das Ufer auf? Sie sind es, die die Grenze setzen! Während Sie das hier lesen, haben Sie mit vielen Menschen in ihrer Atmung die Moleküle  ausgetauscht: Wo sind Sie nun? Die Antwort gibt der Philozirkel im Gespräch. Wo sind wir aber, wenn wir denken?

Solange wir in Geraden denken, kann keiner von uns die Kurve kriegen! Aber was, wenn
wir dann die Kurve sehen? Dazu merkt Hegel an:

„Es ist aber weit schwerer, die Gedanken in Flüssigkeit zu bringen, als das sinnliche Daseyn.“

Darum sagt Beuys: „Ich denke mit dem Knie.“

Im ‚aufrechten Gang‘ gewinnen die Gedanken ihre „Flüssigkeit“ und befreien sich aus den Kästchen der digitalen Dateien. Hegel  will von dem Verstand der Buchhalter in die Vernunft der Philosophen  springen und fordert:

„Unsere Kenntnis soll Erkenntnis werden.“


Daran arbeiten wir, wohl wissend, dass wir mit Sokrates „Nichts wissen.“ Aber in diesem
„Nichts“ hoffte Faust das „All“ zu finden. Meister Eckart konnte das.