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Leider muss der Philo-Zirkel wegen  der hohen Infektionsrate ausfallen. Wenn
die Lage es zulässt, werden wir zu einem der angegebenen Termine neu einladen.
Ein persönliches Gespräch ist gerade für das Philosophieren fast unerlässlich.
Tele-Kommunikation heißt immer auch: The medium is the message.
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Einladung zum Philo-Zirkel

Wir wollen unsere Erfahrungen besprechen und unseren Schwerpunkt suchen.
Die folgenden Bemerkungen dienen der Anregung.

In einer Grundfrage zur Philosophie fragt Kant, was es heißt, „sich im Denken zu orientieren.“ In Zeiten Coronas heißt das, Kants berühmte Fragen neu zu stellen:

„Was kann ich Wissen“. Wenn ‚KI‘ den Begriff ‚Intelligenz‘ besetzt, was leisten dann Verstand und Vernunft?

„Was soll ich tun?“ Nach Kant ist die Vernunft als regulative Kraft für Ideen fähig, das „Reich der Bedürfnisse“ aus der Spontaneität unserer Freiheit, und zwar durch das ihr eigene, innewohnende Interesse zu regeln.  Haben wir die Freiheit längst abgegeben an die Algorithmen? Unsere Bedürfnisse steuert evtl. Big Data mit ‚Alexa‘. Der ‚Transhumanismus‘ hält unsere Gattung für überfordert und hofft auf die Neue Welt der Maschinen. Grundlage der Moral ist eine eigene Identität im Antlitz der Anderen als Chancen der Empathie und sozialer Bindung. Wenn das ‚Ich’ zum ‚Selfie‘ wird und das Antlitz des anderen hinter dem Monitor verglast wird, finden sich Bindungen über Isolation? -  Wir brauchen einen ‚digitalen Humanismus‘.

„Was darf ich hoffen?“ Im ‚nachmetaphysischen‘ Zeitalter (Habermas) sind die Sicherheiten fortgebrochen: Seele, Sterblichkeit, Sinn des Todes, göttliche Ordnung. Gewissen setzt ein als sinnvoll gewusstes Leben und Erinnerung voraus. Wir suchen eine Orientierung und Sinnstiftung.

„Was ist der Mensch?“ Üblicherweise fiel die Antwort aus: Ein Wesen, das ‚Logos‘ (Sprache/ Vernunft) hat, das eine Lösung aus Bindungen der ‚Natur‘ leistet durch Distanzbewusstsein und Technik. In der Kommunikation mit den andern und der gemeinsame Lebenswelt gründet sich daraus Zivilisation und Kultur. Mit Hegel: Der Mensch ist ein Wesen das „Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“ sucht. Die europäische, cartesische Trennung von Körper und Seele, von Maschine und Geist, von Apparate-Medizin und Salutogenese, verlangt nach Ganzheiten: Nicht mehr linearer Fortschritt, sondern wieder Rückbindung an die Kreisläufe der Natur und Nachhaltigkeit als Regulativ im Einklang mit der Natur wird verlangt.

Aus ‚Corona‘ ergeben ich spezifische Fragen (z.B.): Wenn wir das ‚Virus‘ jagen, verfallen wir in den Fanatismus der Jagd, der uns an das Opfer, an das Gejagte amalgamiert? (Hier lohnt eine Untersuchung der Jagd bei Naturvölkern: Speziell der ‚Mythos ‚Aktaion‘). Sehr anregend ist ein Blick in das Buch von Elias Canetti: ‚Masse und Macht‘ (Fischer TB). Es beginnt: ‚Umschlagend der Berührungsfurcht‘: „Alle Abstände, die die Menschen um sich geschaffen haben, sind von dieser Berührungsfurcht diktiert.“ Wie befreien sich ‚Massen‘ von den ‚Distanzlasten‘? (S. 17) Was geschieht mit ‚just in time’ und der Ordnung der Zeit nach Herrschaft und Macht? (S. 471) Die ‚Eventkultur‘ vernichtet Geschichte und hermeneutische Verfahren: Die ‚Geisteswissenschaften’ werden zu Mumien der Universitäten. ‚Video‘–,Online‘-learning und Drittmittel für eine zirkuläre Elite stellen die Leitrahmen. Sinnstiftung? Gelingt mit ‚Corona‘ in einer Isolierung eine meditative Besinnung? Wenn wir den Körper an die Screen abtreten, wächst dann etwa unser geistiges Vermögen und die eigene ‚Innigkeit‘? - Wir erleben uns im Antlitz des Andern: Was erleben wir mit Maske?

Evtl. haben Sie genug von ‚Corona‘ und wir lesen Platons ‚Gastmahl‘ zur Erholung!

Herzliche Grüße,

R. Schönsee

 

Daten der folgenden Treffen: 3. Dezember, 14. Januar, 4. Februar, 11. März, 15. April, 6. Mai.