Ausgewählte Texte zu Grundfragen der Philosophie im PhiloZirkel 2019.
Wir legen eine eurozentrischen Entwicklung zugrunde. Leitmotiv war: ‚Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit‘ (Hegel), Autonomie, Mündigkeit, Ich-Identität. Das Ziel im engeren Sinn: die begrifflichen Grundlagen der Kulturphilosophie Kant und Schillers zu verstehen. Für den Herbst 2020 werden wir von Schillers Gesellschaftsutopie unter den Herausforderungen des Corona-Virus die Gespräche führen. Im ‚Plan‘ zu unserem Semester sehen Sie die Problemfelder aufgelistet, die wir angehen wollen.
(Schönsee für Philozirkel 2019)
I. Warum ist etwas und nicht vielmehr Nichts?
Rig-Veda(X, 129): „Dunkel war vom Dunkel verborgen am Anfang,/ Unerkennbar, war dies Alles Wasser./ Das Werdende, das von Leerheit zugedeckt war,/ dies eine ward durch die Macht der Kasteiungsglut geboren. // Als Begehren regte am Anfang sich das hervor,/ was des Denkens erster Zeugungssame war./ Des Seienden Verwandtschaft fanden im Nichtseienden/ die Weisen aus, als sie im Herzen mit Nachdenken forschten.“
II. Logos, göttliche Ordnung im Chaos (Abgrund, Abyssos)
a. Genesis. ‚Bereschith‘
In principio (Im Anfang) schuf Gott Himmel und Erde. Terra autem erat inanis et vacua (wüst und leer), et tenebrae (Dunkelheiten) waren über dem Abyssus (Abgrund): et Spiritus Dei ferebat super aquas. (Der Geist Gottes schwebte über den Wassern.) Er sprach: Fiat Lux. (Es werde Licht)
b. Mythologie:
Eros ist Ursprung I: Er will erkannt werden und schafft selige „Spiegel“ seiner selbst (Schiller): die Götter u. Menschen (Sophokles). Ursprung II: das Leere ist Chaos: Aus der Verbindung von Uranos (Himmel) und Gaia (Erde, Mater, Mutter, Materie; Erebos: Abgrund) entspringt Eros als ‚Verbinder‘. Der Ursprung setzt eine Dreizahl: Brahma, Vishnu, Schiva.// Isis, Osiris, Hermes. 1 (ungerade, m,) plus (2: gerade, f) = 3 (neue Stufe). Dreier-Prinzip, bzw. 3x3 = 9 Götter (Ägypten, Griechen) plus 1= 10. (1; = unendliches Integral aus dem Vielen. 1 = 0 = universales Eins: Das Ganze: Monotheismus aus Polytheismus.) Die Dreierstruktur ist grundlegend für den systemischen Aufbau der Philosophie: Form/ Stoff plus Verbindung:// Geist, Körper, plus Verbindung;// Sinnlichkeit, Geist: Mensch als das ‚Ganze‘. (Vgl. z.B. Kants drei Kritiken.// Dialektik: Gegensatz 1 gegen 2, Aufhebung im Dritten. Platon: Noeton (Geistiges), Oraton: Gesehenes. Ziel: Wahrheit als Fülle des Seins: Idee).
c. Christliche Grundlage:
Joh. 1.1.: En arche en ho Logos, kai ho Logos en pros ton Theon. ‚Im Urbeginne war der Logos und der war bei Gott. ... In ihm (Logos) war das Leben. Und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtete in die Dunkelheiten (tenebris).
8, 12: Christus: „Ego sum lux mundi: ‚Ich bin das Licht der Welt.‘
(Gott (Christus)), Nous, ist in der Welt, im Oraton: Problem der Wesensgleichheit und Einheit. Scholastik.// ‚Licht‘ ist auch Aufklärung!
: Trinität: Gottvater: Wille; Sohn: Liebe/ Gnade/ Hl. Geist: Weisheit (Sophia): ‚Tri-unum‘: Ursprung abendländischer Dialektik nach Hegel: ‚Gott-Mensch‘: Christus. Es bleibt das Problem der Verbindung. (Homo-ousios/ homoi-ousios. Wesensgleich: katholisch; oder wesensähnlich: Arius)
III. Prozess: Vom Mythos zum Begriff
Die Fortbildung des Bewusstsein zu individueller Freiheit ist ‚Ausgang‘ aus Unmündigkeit (Kant): Die magische Welt (Gespenster, Geister, Idole, magische Mächte) werden als metaphysische Gefangenschaft des Selbst begriffen. Folge: Philosophie statt Theologie; Lösung aus der Bindung von Clan und Priesterkaste. (Polis, Sensus communis; Zivilgemeinde) Vom Kollektiv – zum Individualprinzip. Was gilt aber bei Wegfall Gottes (?): ‚Aufklärung‘. Das christliche ‚Dritte‘ fällt aus; das ‚Tertium‘, muss ersetzt werden.)
1. ‚Erste Philosophie‘
a. Platon
Das ‚Oraton‘, die Schattenwelt des Daseins als Gesehenes, kann sich nie mit dem Noeton, dem Geist, verbinden. Es bedarf eines Dritten: nach dem ‚Timaios‘ ist das die ‚Weltseele‘, die sowohl an das Geistige wie an das Sinnliche ‚andockt‘. ‚Sinnlichkeit‘ (Wahrnehmung: Aisthesis und ‚Geist‘
(Nous; Idee = Ousia) stehen in einem proportionalen Verhältnis, doch ohne Wechselwirkung. Der Bezug ist Spiegelung oder Resonanz. Im ‚Ereignis‘ der Plötzlichkeit (exeifnes), in der Ekstasis des ‚philosophischen Wahnsinns‘, kann der Abgrund überbrückt werden. Das ‚Wahre, Gute, Schöne‘ ist die Idee als Fülle des Seins, bewegungslos, in Ewigkeit. Das Dasein ist im Fluss. Die ‚Episteme‘ (Erkenntnis) gerät bei Sokrates darum oft in eine bewusste Aporie (Lösungsunfähigkeit). Philosophie ist Schule der Toleranz.
b. Plotin (En. V, 3, 12) (Neuplatonismus)
Der Deus absconditus (der jenseitige, unerkennbare Gott als
‚Autos‘, bzw. ‚Hekaston‘, Jenes‘): Seine Wirkkraft geht aus wie das Licht von der Sonne, deren Licht als „die gesamte geistige Wesenheit“ (des ganzen Noeton) verstanden werden kann. Autos (Er) aber leuchtet hinab, bleibt aber „immer über dem geistigen Bereich (des Noeton), also noch jenseits der Sonne. Das Untere ist das ‚Oraton‘: das Dasein (das ‚Viele‘) als Gesehenes mit Platon. Dieses ‚Jenes‘ ist absolut Eines (Hen/ Autos): „Das, was aus ‚Jenem‘ (‚Hekston‘) kommt, kann ja nicht dasselbe sein wie ‚Jenes‘ ‚Eine‘; ‚Jenes‘ stellt aus sich heraus das Nichtseiende, also ein Mangelhafteres, also Vielfältiges, welches dennoch nach dem Einen trachtet (Streben: Orexis). ‚Jenes‘ ist in „Eines-Vieles“ (Hen ara polla). ‚Jenes‘ ist „Ursprung von allem“ (Arche ton panton) und hat die Dinge nicht als „geschiedene“ in sich: sie werden erst auf der zweiten Stufe geschieden, durch die rationale Form nämlich. (Logos). Dadurch treten sie in die Stufe der ‚Energeia‘ ein (Potenz/ Möglichkeit) und dann in die ‚Dynamis‘ (die Verwirklichung: in die Ermächtigung des Wirklichen.) Letztes Ziel Plotins ist‚ ganz das Seiende (Fließende) zu verlassen: man will das innere Leer-Sein für ‚Jenes‘ erreichen: „aphe panta‘: ‚Verlass alles.‘ (Konzept der Mystiker.)
2. Umkehr: Aristoteles, das Einzelne als Substanz u. Wesensform = Ousia.
Aristoteles fragt: „Was es heißt, „dies“ zu sein (‚to ti en einai‘) „Dies“ (die wahrnehmbaren, einzelnen Dinge) haben Ousia (ihr Wesen) kraft ihrer Form (Morphe).
‚Ousia‘ wird auch mit Substanz bzw. ‚das Zugrundeliegende“, das ‚Hypokeimenon‘, bezeichnet. Dann ist sie ‚Arche‘ (Ursprung) und ‚Aitia‘ (Ursache) des Begegnenden, des einzelnen Dinges. Dieses kann nicht allein die Materie sein (Hyle: Stoff), auch wenn die Dinge uns zuerst als Stoff entgegenzutreten scheinen. Die Aletheia (Wahrheit) des Dinges ist darum seine Entelecheia (Wesensziel) hin zur ‚Ousia‘ als sein Wesen. Immer sind die Dinge erst über die Wahrnehmung (Aisthesis) ergreifbar durch den ‚Nous‘ (Vernunft), wenn der die Dinge als Form erfährt und sie aktiv in seine Kategorien einbindet. Kategorien sind z. B. Ousia: Wesen (Substanz); Poson: Quantität. Poion: Qualität. Pou: (Wo? Raum); Pote: Wann, Zeit; Poiein: Handeln; Paschein: Erleiden.
Aristoteles nennt vier Ursachen (Aitai) der Bewegung des Seienden: 1. Stoff; 2. Form; 3. Zweck: Finalität; 4. Ursache: Kausalität.
Die Seele ist dreiteilig: 1. Episteme: Die Vernunftseele. 2. Treptikon: die nährende Seele (Wachsen, Verschwinden) 3. Aisthesis: Widerfahrnisse und Wahrnehmung der Dinge, die mit den Formen der Wesen entstehen und vergehen. In allen drei Teilen findet sich ein Begehren (Orexis), das auf sein „Gutes“, seine Vollendung, gerichtet ist (Entelechaia). Geformte Bewegung aus sich ist Leben. Das Dreiermodell setzt sich fort als ‚Denken, Fühlen, Wollen.‘ In der Tradition der katholischen Trinitätslehre: Weisheit: Sophia. Hl. Geist; Fühlen: Liebe: Christus. Wollen: Schöpfer: Vater.)
3. Der privilegierte Zugang zum Denken; die Gewissheit des Ich.
Descartes: ‚Ich denke‘ – ‚ also bin ich‘: Der privilegierte Zugang zum Denken ergibt zweifellos, dass ich bin. (Zwischen mir und mir gibt es keine Schranke.) Was heißt das aber: ‚Ich bin‘: ‚Res cogitans, ein denkendes Wesen in einem Feld ohne Dimensionen. Das „bin“ muss in Raum und Zeit existieren: also muss es noch eine ‚Res extensa‘, eine ausgedehnte Welt geben. Nun habe ich Gedanken, die vollkommener sind als Ich selber: Es muss also jenseits allen Zweifels ein vollkommenes Wesen geben, das kein Betrüger (über das Dasein als Res extensa) sein kann. Das nenne ich Gott. Das absolute Sein ist bei Gott und Gott ist somit der Gewährsmann für die Existenz von Ich und Sein. Res extensa und Res cogitans berühren sich nicht: Gott sichert die Existenz beider Felder (Dreierstruktur). Die Doppelstruktur des ‚Ich‘ führt zur Begriffsscheidung: ‚Ich‘ und ‚Selbst‘ (z.B. C.G. Jung).
4. Erkennen ohne Gott
Was aber ist die Lösung, wenn in der materialistischen Aufklärung Gott (bzw. Christus) wegfällt?(Atheismus: Holbach; Lavoisier, die Enzyklopädisten; Lukrez.) Wie kann man den Geist in der Maschine des Universums (Res extensa) begreifen. Leibniz hat sein Uhrenmodell: Die beste Welt schwingt in parallelen Ordnungen, geborgen in der Ur-Monas: Gott. Geist und Stoff, Res Extensa und Res cogitans müssen als genaue Spiegelungen verbunden gedacht werden, wenn Erkenntnis das Ganze treffen soll.
Aufgabe: Das Chaos, Abgrund und Fülle (das ungeteilte Ganze beider Felder, die Fließbilder) müssen als Ordnung gedacht werden in einer Gestalt, die dem Geiste des Menschen angemessen ist. (Denn im ‚Deismus‘ des 18.Jh. hat sich Gott von der Schöpfung verabschiedet.)
5. Der Verstand umgrenzt (‚definiert‘) das Fließbild der Wahrnehmung.
Augustinus: Der Mensch ist geschaffen, damit ein Anfang sei! (Geschichte, Zeit, Memoria)
Wittgenstein: Es gibt keine Grenzen, aber du kannst welche ziehen. (Begrenzung im Fluss des Daseins durch ‚Definitionen‘.)
Kant: Nur soviel sieht man vollständig ein, als man nach Begriffen selbst machen und zustande bringen kann. (KdrV, S. 310/ 248, §68) Die Welt (I) ist Entwurf unseres Verstandes, begreifbar als ‚Erscheinung‘ (‚Phänomenon‘).
6. Kant
fragt darum:
Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?
(Also die Synthesis beider Felder: Dasein und Sein ohne Widerspruch). Er macht die ‚kopernikanische Wende‘: Wir sind nicht die Wachstafeln für sinnliche Eindrücke (Hume), sondern umgekehrt: Das sinnliche Feld ist unser Entwurf a priori aus dem Verstand. Die Welt (I)ist darum einerseits ‚Erscheinung‘ (Welt I: Phänomenon: durch Verstand als Vermögen zu Begriffen hervorgebracht); doch wir sind unseres Willens gewiss. Ich kann mich spontan erheben gegen die Schwerkraft ohne zu wissen wie! Es muss also eine Regelung des Willens aus Vernunft (Welt II) (ohne Bezug zu Naturgesetzen) als Vermögen zu Ideen gefordert werden: eine Ethik ist zu begründen: Das leistet die ‚Kritik der praktischen Vernunft‘ (Welt II: Freiheit, Ethik).
Verstand (Welt I): ‚Was kann ich wissen?‘// Vernunft (Welt II): ‚Was soll ich tun?‘. Beide haben aber eine gemeinsame Wurzel (0) im „Geistesgefühl“. (KdU, ‚erste Einleitung‘.) Kant lehrt also nicht die grundsätzliche Trennung der Welt in ‚Erscheinung‘(I) und ‚Ding an sich‘(II)): Kant begründet die „gemeinsame Wurzel“(KdrV) beider Welten in der ‚Kritik der Urteilskraft.‘ (Dreierstruktur)
Das Vermögen, spontan Vorstellungen in Begriffe zu fassen ist der Verstand. Aber: „Gedanken ohne Inhalt sind leer; Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“ Die Ordnung der Wahrnehmung folgt den Kategorien des Verstandes: Quantität, Qualität, Relation, Modalität. Die „synthetische Einheit der Apperzeption (Wahrnehmung als Anschauung) leistet das „Ich Denke“: das „muss alle meine Vermögen begleiten können.“ Anschauung und ‚Ich denke‘ sind unmittelbar aufeinander bezogen (§16). (‚Ich‘ ist‚ Intelligenz als innere Gewissheit der Meinigkeit in den Synthesen.)
KdU (und Schiller): Zwischen dem Erkenntnisvermögen (Verstand als eigenes Gebiet : Welt I) und dem Begehrungsvermögen: Vernunft: Welt II) setzt die KdU ein „Mittelglied“, das „Gefühl der Lust und Unlust.“ Sie vermittelt, aber ‚gebietet‘ nicht zwischen dem „Naturbegriff“ (Welt I) und dem „Freiheitsbegriff“ (Welt II). Urteilskraft ist ein Vermögen, das den Begriffen zur Regel dient im Sinne des „gesunden Verstandes“. Es gibt zwei Arten der Urteilskraft: Ist das Allgemeine gegeben, so subsumiert die Urteilskraft das Besondere darunter „bestimmend“, also nach den Kategorien des Verstandes (Welt I). Ist das Besondre gegeben und sucht sie das Allgemeine dazu, dann ist sie „reflektierend“, also auf sich selber zurückgewendet. Die entdeckte strukturelle Vereinbarkeit unseres Erkenntnisapparates in der Reflektion mit den heterogenen Naturgesetzen erzeugt eine merkliche Lust. Wir unterstellen eine Zweckmäßigkeit der Natur zu unserem Erkenntnisvermögen ohne objektiven Zweck: „Die Spontaneität im Spiele der Erkenntnisvermögen, deren Zusammenstimmung den Grund der Lust enthält, macht den gedachten Begriff zur Vermittlung der Verknüpfung der Gebiete des Naturbegriffs mit dem Freiheitsbegriffe in ihren Folgen tauglich, indem diese zugleich die Empfänglichkeit des Gemüts für das moralische Gefühl befördert.“(KdU, LVII)
Ästhetik des Schönen:
Das Geschmacksurteil II ist reflektiv. (Es bezieht sich auf den eignen Erkenntnisapparat.) Das Schöne wird in einem eigenartigen Zustand der Lust erkannt: Beim Ereignis des ‚Schönen‘ wendet sich die Urteilskraft auf sich selber, spürt aber die Erkenntnisvermögen wie ein Mobile in einem freien Spiel: Der Verstand muss nicht zugreifen; die Vernunft setzt keine Imperative.(51/71).Wir verhalten uns dem Schönen gegenüber als „Zweckmäßigkeit ohne Zweck.“ Also ohne die Gier, das Objekt (den Inhalt) zu besitzen. (Ein Stillleben sollte keinen Fressreiz auslösen.) Das Urteil ist „ohne alles Interesse.“ Treffen wir auf ein schlechthin Großes (Sturm, Wogen, Hochgebirge), ein Gewaltiges, dem wir physisch völlig unterlegen sind, so aktiviert unser Gefühl der Freiheit als moralisches Vernunftwesen unsere Überlegenheit, und das ästhetische Gefühl nennen wir „erhaben“. Das ästhetische Empfinden an der Natur ist ein Interesse, das „der Verwandtschaft nach moralisch ist; und der, welcher es am Schönen der Natur nimmt, kann es nur insofern an demselben nehmen, als er vorher schon sein Interesse am Sittliche-Guten wohl gegründet hat.“(S. 169/ 152) (Für Schiller wichtig.)„Schöne Kunst ist Kunst des Genies“ (§46). Genie ist die Fähigkeit, „als Natur die Regel“ für das, was Kunst ist, zu geben.
Kunst setzt also Welt I und Welt II in ein freies Spiel ihrer Kräfte. Wir genießen die Lust im Fluss der Wahrnehmungen ohne eine Fixierung (Definition) vornehmen zu müssen. Kunst gefällt „ohne Begriff“. Voraussetzung ist ein Common sense (‚Sensus communis‘) und eine moralische Disposition in einer kultivierten Gesellschaft. Die Lust am Schönen (Erhabenen) fördert eine „Liberalität der Denkungsart“, denn das Erlebnis des Schönen „setzt voraus und kultiviert“ die „Unabhängigkeit des Wohlgefallens vom bloßen Sinnengenusse…,: so wird dadurch doch mehr die Freiheit im Spiele als unter einem gesetzlichen Geschäfte vorgestellt.“(S. 116/ 113) (Das wendet Schiller in eine anthropologische Utopie der Gesellschaft.)
7. Das Grundproblem philosophischen Denkens und Diskutierens:
Hegel: (‚Phänomenologie des Geistes‘, (S. 368): „Die unmittelbare Einheit des Geistes mit sich selbst ist die Grundlage oder reines Bewußtseyn, innerhalb dessen das Bewußtseyn auseinander tritt.“ (S. 28:) (Wir leben im Zeitalter der Abstraktion und der ‚Aufklärung‘ in fixierten Begriffen.) Es ist aber weit schwerer, die festen Gedanken in Flüssigkeit zu bringen, als das sinnliche Daseyn… . Durch diese Bewegung werden die reinen Gedanken Begriffe, und sind erst, was sie in Wahrheit sind, Selbstbewegungen, Kreise, das was ihre Substanz ist, geistige Wesenheiten. (Fließbilder als dialektische Einheit des Oraton als Noeton.)
(KI ist Mustererkennung und stapelt Fixiertes übereinander: Es ‚fließt‘ nichts.)